Glocken der evluth Dorfkirche in Zarpen
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Westlich von Lübeck und nördlich von Reinfeld findet sich, umgeben von Wald und Wiesen, die Gemeinde Zarpen. Die drei Glocken der geschichtsträchtigen Kirche in der Ortsmitte zählen zu den tontiefsten Dorfgeläuten in Schleswig-Holstein und bilden einen Bestand mit ungewöhnlich großem Ambitus. • Erstmals erwähnt wurde Zarpen im Jahre 1189 als Klosterdorf der Zisterzienser von Reinfeld. Ab 1221 wurde mit dem Bau der Zarpener Dorfkirche begonnen; rasch war das neue Gotteshaus auch Pfarrkirche für die umliegenden Klosterdörfer geworden. Typisch für die Entstehungszeit der Kirche: Während sich am Chor im Süden noch romanische Formen und bemaltes Gewölbe zeigen, finden sich am Schiff bereits spitze, gotische Formen. • Wann der massive Backsteinturm seine ersten Glocken erhielt, liegt im Dunkeln. Die gegenwärtig älteste Glocke auf dem Turm, gegossen im Jahre 1464, zählt auch zu den ältesten im Kreis Stormarn. Ursprünglich durch einen unbekannten Meister für die Zisterzienser in Reinfeld gegossen, gelangte sie nach der Auflösung des Klosters im Jahre 1582 nach Zarpen und wird daher liebevoll auch 'Kleine Zarpenerin' genannt. Das Instrument ist nicht nur aus historischer, sondern auch musikalischer Sicht besonders: ihre Terz ist um einen Halbton zur Durterz erhöht; zudem verleiht die schwere Rippe der Glocke einen durchdringenden, kräftigen Klang. • Im Jahre 1673 erhielt der überwiegend in Norddeutschland tätige Wanderglockengießer Nicolaus Gage den Auftrag zum Guss einer weiteren, großen Glocke mit dem Namen 'Domina' für Zarpen. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war, gemeinsam mit einer älteren, mittleren Glocke, erstmals ein Dreiergeläute im Turm vorhanden. • Zur Mitte des 18. Jahrhunderts hin wurden im Zeitgeist des Barock die Fensteröffnungen im Kirchenschiff vergrößert und Seitenemporen eingezogen. Nachdem die mittlere Glocke zwischenzeitlich zersprungen war, stiftete der Plöner Herzog Friedrich Karl zum Abschluss der Baumaßnahmen im Jahre 1744 die heute noch vorhandene 'Hochzeitsglocke' als Ersatz. Das barocke Instrument, gegossen in den Werkstätten des Lübecker Ratsglockengießers Lorenz Strahlborn, überzeugt mit klarem Teiltonaufbau und bestimmtem Klang. Zudem ist die Glocke reichlich mit Ranken, Engeln und Kruzifix verziert - sicherlich auch, um dem Herzog ein Denkmal zu setzen. • Dieses Denkmal war 250 Jahre später in Gefahr: Der 14. August 1918 hinterließ zwei Lücken im dreigefachigen Glockenstuhl: Die große, 1673 von Nicolaus Gage gegossene 'Domina' wurde wenige Monate vor Kriegsende zu Rüstungszwecken zerschlagen; die Hochzeitsglocke entging diesem Schicksal nur knapp. Nachdem in der Zwischenkriegszeit die barocken Änderungen im Kirchenraum rückgängig gemacht wurden, konnte die 'Domina' zunächst nicht ersetzt werden. Im Verlauf des 2. Weltkrieges wurde schließlich auch die 'Hochzeitsglocke' eingezogen und zum Einschmelzen nach Hamburg verschifft. Nur der historische Wert des Instrumentes verhinderte ein unverzügliches Einschmelzen, sodass die Barockglocke nach Kriegsende zurückkehren konnte. • Der Verlust der 'Großen Zarpenerin' im 1. Weltkrieg war jedoch noch nicht vergessen. So begannen in den 1950er Jahren erste Bemühungen, eine neue Glocke anzuschaffen. Nachdem alle Mittel beisammen waren, konnte die neue 'Domina' im Jahre 1959 von der Fa. Rincker gefertigt werden - allerdings in leichter Rippe, um das Geläute, ungeachtet ihres Namens, nicht zu sehr zu dominieren... Das Geläute war endlich wieder vollständig. • Nachdem 2010 einige Schäden am Kirchturm festgestellt wurden, unterzog man auch die Läuteanlage einer umfassenden Sanierung. Während der Glockenstuhl überholt wurde, ersetzte man die in der Nachkriegszeit eingebauten Stahljoche durch Eichenholz. Zudem wurde die 'Kleine Zarpenerin' vom Turm genommen, um einen fehlenden Kronenhenkel zu ergänzen und Löcher in der Haube zu schließen. • Auf das bedeutsame Ensemble im Zarpener Kirchturm wartet bereits ein neues Projekt. Nachdem sich 2016 der Klöppel der 'Domina' gelöst hatte und ein Stück aus dem Schlagring herausschlug, entwickelte sich ein Riss. Eigentlich sollte das Instrument bereits bis 2022 ausgetauscht werden; aktuell beeinträchtigt der Riss den Klang jedoch noch nicht zu sehr. So wird die 'Große Zarpenerin' wohl noch eine Weile vor Ort bleiben; gemäß ihrer Inschrift: 'Ich [...] werde der Gemeinde dienen solange es Gott gefällt'... • I. Domina, 'Große Zarpenerin', Ton: h°+7 • 1976 kg, 1528 mm, Gebr. Rincker, Sinn (1959) • II. Hochzeit, Ton: d'+10 • 1500 kg, 1334 mm, L. Strahlborn, Lübeck (1744) • III. Taufe 'Kleine Zarpenerin', Ton: d''+2 • 360 kg, 819 mm, unbezeichnet (1464) • Ablauf: • 00:00 Kirche • 01:00 Einzelglocken • 09:50 Vollgeläut • Herzlichen Dank an Herrn Gutermuth für die Ermöglichung der Aufnahme, sowie Mika und Tobi! • Quellen: • (1) Inventarisation der Glocken 11.07.22, a' = 435Hz. (2) www.kirche-zarpen.de/gemeindebrief/presse.html; Stand: 25.01.23. (3) Kirche Zarpen: Gemeindebrief Sept./Okt./Nov. 2019, S. 4-7. • Text, Ton und Bild: Ben Schröder. #Glocken
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